MONATSOBJEKT OKTOBER 2014
DIE "ZACHERLFABRIK" IN DER NUSSWALDGASSE (1190 WIEN)
Am 27. September 2014 fand in Wien der "Tag des Denkmals" mit zahlreichen Veranstaltungen statt. Für mich war es aus mehreren Gründen "naheliegend", die in der Nußwaldgasse gelegene Zacherlfabrik aufzusuchen - hatte ich doch vor vielen Jahren eine Publikation über die orientalisierenden Gläser von J. & L. Lobmeyr herausgebracht, und der 19. Bezirk ist ja seit längerem auch mein Heimatbezirk.
Eine große Zahl von Besuchern nützte bereits vormittags die Gelegenheit, dieses Gebäude einmal auch von innen zu sehen. Ich war so fasziniert, daß ich am Nachmittag nochmals (mit Teleobjektiv) wiederkam, um die entlegeneren Motive zu fotografieren.
Johann Zacherl (München 1814 - 1888 Wien) erhielt im Jahre 1863 ein Privilegium zur Herstellung von "Zacherlin" ("Zacherl's Insecten tödtende Tinktur"), basierend auf Pyrethrum (ein Insektizid, gewonnen aus getrockneten Tanacetum-Blüten). 1880 übergab er die Firma an seinen Sohn Johann Evangelist Zacherl (1857 - 1954), der die Fabrik unter Einbeziehung eines älteren Baues (von 1873) wesentlich erweiterte.
Detail der Fassade mit Fliesen der Manufaktur Zsolnay, Inschrift "J. ZACHERL"
Im Dehio Wien für den X bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk (Wien 1996, S. 589) findet sich folgende Beschreibung für die ehemalige Insektenpulverfabrik Zacherl:
"1892/93 von Karl, Julius und Rudolf Mayreder nach einer Idee von Hugo von Wiedenfeld unter Einbeziehung eines Fabriksbaus von 1873 erb.[aut]; bmkw., [bemerkenswert] für Wien unikale Gestaltung eines Industriebaues in persisch-maurischen Formen (ein Rohstoff für Zacherls Produkt wurde aus Persien bezogen). 2geschossiger, von der dekorativen Farbigkeit der Ornamentkacheln bestimmter Bau; zinnenbekrönter flacher Mittelrisalit mit Kuppel und minarettartigen, farbig verkleideten Aufsätzen. Seitl. Rastergliederung, die Biforen bzw. Schulterbogenfenster in Bogenrahmungen. Über dem Eingang Inschr.[ift] "J. Zacherl", im Treppenhaus Portraitfigur Johann Zacherl in persischer Tracht. Inneres aufwendig in orientalischen Formen gestaltet; Stuckdecken, Bemalung von Adolf Falkenstein; Gußeisenstützen mit maurischen Kapitellen. Seitl. schlichter Fabrikstrakt, z. T. in Sichtziegel, mit Eisensprossenfenstern."
Eine Diplomarbeit ("Die Zacherlfabrik" - Ein Industriebau in orientalischem Gewand) von Marie Theres Mikhail widmete sich 2012 ausführlich diesem Bauwerk (online abrufbar unter: http://othes.univie.ac.at/19959/1/2012-04-16_0305835.pdf
Die Fassade der ehemaligen "Zacherlfabrik" (Foto 2014)
Illustrirte Zeitung vom 30. Juni 1894: "Eine reinlichere Fabrik z. B. als eine Zacherlin-Fabrik kann es überhaupt nicht geben."
Grundriß der "Fabrik insektenvertilgender Specialitäten" aus dem Technischen Bureau d.V. Junk, Wien 1896, daneben Ansichten der Depots der "Mottenfrass-Versicherungs-Unternehmung "ZACHERL"
Illustrirte Zeitung vom 30. Juni 1894
Johann Zacherl (1814 - 1888), Porträtplastik im Stiegenhaus, links: alte Ansicht aus einer zeitgenössischen Zusammenstellung von Fotos), rechts: Porträtdetail (Foto 2014)
Johann Zacherl (1814 - 1888), Medaillon und Inschrift auf der Mauer
Links: Eingang (alte Ansicht aus einer zeitgenössischen Zusammenstellung von Fotos), rechts: Wanddetail
oben: Große Halle (Foto 2014), vgl. links unten die zeitgenössische Abbildung eines Teppichmagazins, rechts davon Detail eines Kapitells (Foto 2014)
Fenster im Teppichmagazin
Überdachung (Metall-Glas-Konstruktion)
Bekrönung der Kuppel (Eingang) und Spiegelung in den Fenstern vom Kesselhaus mit Wasserturm
Bekrönung des Wasserturms, vom Garten aus gesehen
Seitenfront der Fabrik und Wasserturm
Spielende Kinder erobern den romantischen Garten mit schönem altem Baumbestand - von Efeu überwuchert
Alle Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien (am 27. 9. 2014 angefertigt)
Die Reproduktionen entnahm ich der am 27. September aufliegenden Dokumentation
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