WIEN-TAGEBUCH: November 2017
Herbst im Türkenschanzpark
Als ich am 3. November mein erstes Lobau-Buch einem freundlichen Professor der BOKU Wien zur Kontrolle der botanischen Bildtexte brachte, nützte ich die Gelegenheit zu einem Herbstbesuch des Türkenschanzparkes.
das Laub leuchtet golden . . .
der Springbrunnen schießt sein helles Licht in den Himmel
dunkle Äste und helles Laub verschwistern sich
am Ufer stehen dunkle Rohrkolben
bräunlich im Licht von vorne, schwarz vor dem hellen Wasser
die Früchte der Eiben glänzen in durchscheinendem Rot vor den grünen Nadeln
In einem anderen Rot blühen Rosen am Teich
Friedrich Hölderlin: aus "Hälfte des Lebens" (1805):
"Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See"
Ein Graureiher krallt sich am Uferrand fest – im Wasser vor ihm schwimmen die Enten vorbei
dann schlägt er manchmal mit den Flügeln
steht wieder still, mit anmutiger Neigung von Kopf und Hals
umgeben von Enten wartet er geduldig
die Brustfedern sträuben sich leicht, er wandert das Ufer entlang
hinter ihm eine Krähe, vor ihm eine Ente mit grünleuchtendem Kopf
schön ist die schwarzweiße Zeichnung der Brustsilhouette zu sehen
nun dreht er sich von mir weg, zeigt mir sein Federkleid,
wendet den Kopf zurück
taucht ein ins verlockende Wasser
holt sich den Fisch
hält ihn
verschluckt ihn
fast zu groß
läßt ihn den Hals hinabgleiten
bis er ganz verschwunden ist
stellt sich wieder gerade hin, einige Brustfedern sträuben sich leicht
stellt die Fußkrallen breit und fest auf den Uferrand,
die schwarze Zeichnung des Kopfes
verläuft spitz nach unten
ich komme näher; noch steht er still
dann aber fliegt er weg von mir, ich war ihm doch wohl zu nahe gekommen
hell- und dunkelgrau zeigt sich im Flug das Federkleid
er breitet weit die Schwingen aus
und zeigt seine ganze gewaltige Flügelspannweite
am jenseitigen Ufer läßt er sich nieder, blickt um sich
bald wird er sich andere Gewässer suchen
Auf Parkbänken: ein schwarzer Vogel, unbeweglich, dem Mädchen zugewandt
alte Frau und dicker Hund
Bänke im Sonnenlicht; Schattenmuster
Spiegelung in Herbstfarben, vom Dunkelgrün ins Gold
wie eine gemalte Wasserlandschaft
Herbstwasser mit Laub und Steinen
Weiße Samenstände im Gegenlicht
Rotblättriges Gebüsch, im Wasser gespiegelt, zart gewellt
Metallisch grün schimmert der Kopf der Stockente, auch gespiegelt
hier ruhen sie, der prächtige Erpel und das Weibchen im bescheiden-braunen Federkleid
helle Weide und dunkelroter Busch
Der Springbrunnen hinter einem Birkenblatt-Vorhang
wird vom Wind geformt, unentwegt
Ein Paar auf der Bank, in der Parklandschaft mit geschwungenem Zaun,
Weide, Springbrunnen im Teich
Zusammenspiel verschiedener Baumkronen vorm Himmelsblau
Früchte der Gleditschie (Gleditsia triacanthos)
leicht zu verwechseln mit jenen vom Johannisbrotbaum,
von uns als Kinder gerne als "Bockshörndl" bezeichnet
Wolken hinter entlaubtem Gezweig
und Misteln
Rasch fange ich die schnell vorüberziehenden Wolken ein,
bevor sie entschwinden
schwarze Astgraphik vor Wolkenweiß
und schließlich: ein letzter Blick durch hell belaubtes Birkengeäst und
Weidenzweige auf den Springbrunnen im Teich.
Der Tag war ein leuchtendes Geschenk des Herbstes,
Trost an trüben Novembertagen
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Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien
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